Homophobie tötet – immer noch
10 Jahre Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie

Seit dem Jahr 2005 ist der 17. Mai der internationale Tag gegen Homo- und Transphobie. Vor mittlerweile 25 Jahren wurde Homosexualität von der Welt-gesundheitsorganisation als Krankheit gestrichen. Doch wie ist die Situation heute?

Erfreulicherweise hat sich die Situation für offen lebende Homo- und Transsexuelle in einigen Ländern verbessert. So wurde beispielsweise in Spanien als drittem Land weltweit bereits 2005 die Ehe auch für Homosexuelle geöffnet. Auch in Irland hat sich die Gleichberechtigung deutlich verbessert. In den USA gibt es derzeit vielerorts Bestrebungen, Homo- und Transsexuellen die vollständige Gleichstellung zu er-möglichen. Aktuell beschäftigt sich auch der Supreme Court mit der Öffnung und Gleichstellung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Vor Allem in Spanien und Irland ist – vor dem Hintergrund der christlich geprägten und vorherrschenden Werte – bemerkenswert, dass hier die Regierungsparteien maßgeblich an den Verbesserungen beteiligt waren.

Ganz anders beim Blick auf Deutschland. Unter der Regierung Merkel sind alle Verbesserungen der Lebenswirklichkeit Homo- und Transsexueller nur durch Druck der Opposition und des Verfassungsgerichtes erreicht worden. Die Kanzlerin selbst betonte noch im Bundestagswahlkampf, dass sie sich mit der Gleichberechtigung „schwer tue“.

Dass sich nicht nur weite Teile der CDU, sondern auch der bürgerlichen Gesellschaft damit schwer tun, mussten wir sehr deutlich in den letzten Monaten erleben. Den Unterschied zwischen political correctness und der wirklichen Meinungen einiger gesellschaftlicher Gruppierungen machte zuletzt die PEGIDA-Bewegung und die Aktion „Demo für Alle“ offenkundig. Unter dem perfiden Deckmantel des Kindeswohls wird gegen eine Frühsexualisierung und „Werbung“ für schwule Lebensweisen agitiert.

Der CSD Deutschland e.V. fordert daher die Aufnahme des Merkmals der sexuellen Identität und geschlechtlichen Orientierung in den §3, GG, um Diskriminierungen auch abseits wechselnder politischer Mehrheiten wirkungsvoll begegnen zu können. Ebenso unterstützen wir die in Niedersachsen bereits erfolgte und in Baden-Württemberg diskutierte Reform von Bildungsplänen, um auch in den Schulen die Lebenswirklichkeit in Deutschland abzubilden. „Der beste Wege zu gesellschaftlichem Respekt ist in unseren Augen Bildung und Aufklärung“, sagt Kai Bölle vom Vorstand des CSD Deutschland e.V.

Sowohl aus dem Lager der PEGIDA, der besorgten Eltern, der Demo für Alle und nicht zuletzt unterstützt von Teilen der AfD wird derzeit eine Rhetorik benutzt, die von Russland aus auf dem Weg ist, salonfähig zu werden: Homosexuelle Propaganda müsse zum Schutz der Kinder verboten werden. Nicht nur, dass Homosexuelle damit de facto als Kinderschänder abgestempelt werden. Auch wird hier eine Umkehr der Opferrolle betrieben. Wo das Tragen von Regenbogensymbolen bereits verboten ist, bewegt sich die Diskriminierung bereits im Bereich der Stigmatisierung. Wo öffentlich die Minderwertigkeit anderer Menschen erklärt wird, ist Gefahr für Leib und Leben greifbar. Die Zahl der lebensgefährlichen Übergriffe auf Homosexuelle in Russland ist trotz der Entkriminalisierung der Homosexualität im Jahr 1993 infolge des Gesetzes gegen „Schwulenpropaganda“ seit 2013 wieder deutlich angestiegen.
In 7 Ländern weltweit wird Homosexualität mit dem Tode bestraft, in über 70 Ländern ist Homo- und Transsexualität strafbar.

Wir fordern die Bundesregierung auf, sich aktiv für den Schutz und die Gleich-berechtigung Homo- und Transsexueller im eigenen Land und auch bei deutschen Wirtschaftspartnern einzusetzen.

Denn Homophobie tötet – immer noch.