Das Internet ist eine tolle Welt. Divers, vielfältig, alles da.

Doch die Filter und so gepriesenen Algorithmen der sozialen Netzwerke sind Brandmauern gegen alles Ungewohnte, Unangenehme, Herausfordernde.

Schön aufbereitet wird mir nur das gezeigt ,was mir gefällt. Es ist das Versprechen dieser Medien: das Leben ist schön und leicht.

Immer besser zugeschnitten. Die Verweildauer steigt. Schon fast 1 Stunde und 45 Minuten täglich sind Nutzer:innen in Deutschland in diesen Netzwerken unterwegs. Und diese Zeit ist angenehm und fatal. Denn dort gibt es nur, was gefällt. Das reale Leben jedoch ist anders.

Am vergangenen Wochenende gab es erneut Gewalt gegen Menschen, die für die Mehrheit ungewohnt sind: trans*, non-binär, queer. Ungewohnt im Verhalten und im Erscheinungsbild. Ob dieses abnehmende Lernen, Ungewohntes auszuhalten, eine Rolle spielt? Auf jeden Fall zeichnet sich ein Trend ab: was ich nicht aushalte, was nicht in meine bevorzugte Timeline passt, dass soll weg!

Was digital so gut funktioniert, bricht sich brachial Bahn im analogen Leben.

Was wir in Afghanistan und im Iran verurteilen, wird in Texas und Florida Gesetz! Sprich nicht über LGBTIQ, verbanne Bücher in denen das erwähnt wird und verhalte und kleide dich so, wie Gott es will. Besser wie dessen machthungrige weisse Propheten es wollen. Eine schwarze Meerjungfrau wird da schon zur Bedrohung der nationalen Sicherheit.

Wem nicht Geld und / oder die Gesetzgebungsmacht zur Verfügung steht, dem bleiben immer noch die Fäuste.

Was mein Weltbild stört muss weg. Und dieses Weltbild wird noch immer stark von den 3 großen Religionen und ihren Institutionen geprägt: Islam, Judentum, Christentum. Mit ihren ganzen zersplitterten Ausprägungen. Nur ein kleiner Hoffnungsschimmer sind da die Bestrebungen in kleinen Teilen der evangelischen und zumindest deutschen katholischen Kirche nach echter Nächstenliebe.

Gott schuf den Menschen als Mann! Dieser steht über allem. Und ihm untergeordnet ist die Frau. Trans*, schwul, lesbisch und die ganze Vielfalt des Menschen: Teufelswerk. Muss weg.

Rechte, evangelikale, orthodoxe Gruppierungen behaupten vehement, dass LGBTIQ* Fehler im Plan der Natur seien. Ideologien gegen das einzig Wahre. 

Dabei ist die Menschheit divers. Schon immer! So wie die ganze Natur divers ist. Was sich durch die Jahrtausende geändert hat, ist die jeweilige Bewertung dieser Vielfalt. 

Denn Vielfalt ist – neben ihrer Bereicherung – eben auch herausfordernd.

Sie ist komplex statt bequem. Keine zwei Menschen sind wirklich gleich. 

Es gilt, diese Vielfalt jeden Tag aufs Neue anzunehmen, zu akzeptieren und auch zu verteidigen.

Der Kampf gegen die Vielfalt kann dabei nie gewonnen werden. Schon zwei Menschen sind verschieden. Doch das wird diesen Beiden wohl erst dann auffallen, wenn sie alleine sind und alles um sich herum vernichtet haben.

Also wird der Kampf trotzdem geführt: mit Medien, Propaganda, Milliarden von Dollars und Euros, mit Predigten, Gesetzen und letztlich mit Fäusten. Er führt zu Opfern. Ungezählt und täglich.

Im Pride Monat erinnert sich die LGBTIQ* Bewegung daran, dass sie sich gegen diese Unterdrückung zur Wehr gesetzt hat. Doch heute reicht ein einzelner Tag, ein Monat kaum aus. Über 120 CSDs werden in Deutschland dieses Jahr veranstaltet. Alle sind wichtig. Von Flensburg bis ins Allgäu, von Saarbrücken bis Frankfurt / Oder.

Jeder CSD braucht dich! Geh hin! Sei laut!

Schaffe Sichtbarkeit und damit Sicherheit. Egal, ob du LGBTIQ* bist. Es geht um uns alle. Die Viefalt und Freiheit menschlichen Lebens. Auf dem CSD fordern wir, dass vor allem eins gilt: Sei Du! Denn du bist richtig. Wie du bist.

Quellennachweise:

  • Arielle: Brisant, Amnesty International, Deutschlandfunk
  • digitaler Report 2023 von Meltwater und We are Social
  • HB25 Gesetz Texas
  • Dont say Gay Gesetz Florida
  • FR, 03.08.2021 Anti-Gender-Lobby lässt sich die Hetze Millionen kosten, Joane Studnik

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