Sein Wirkungsgebiet ist auch keineswegs mehr nur der unerforschte „wilde Westen“, sondern die ganze Welt.
Haben wir gedacht, Viktor Orban und die polnische PIS Partei wären eine Bedrohung, oder die italienischen Neofaschisten, mit deren Hilfe Georgia Meloni regiert? Die zweite Amtszeit von Donald Trump stellt all das in den Schatten. Dabei wirkt sie sich in massiver queerfeindlicher Weise auch in Deutschland aus.
Die Bande hinter Donald Trump – oder ist er ihr Strohmann? – ist die evangelikale Rechte. Ihr Ziel ist es, einen Staat zu errichten, in dem rigide religiös begründete Regeln gelten. Der weisse Mann ist dabei an der Spitze der Gesellschaft. Die Frau hat am Herd und im Heim zu sein. Alles, was davon abweicht, wird auf schärfste bekämpft. Queere Menschen, allen voran trans*Personen, das Selbstbestimmungsrecht von Frauen auf Empfängnis und Empfängisverhütung, sowie Abtreibung, eine offene liberale und tolerante Gesellschaft.
Es wird gebrandmarkt als Woke und Woke ist gefährlich. In der Tat. Für eine Machtideologie dieser Art, ist ein tolerantes offenes Gesellschaftsbild eine immense Gefahr.
Die Auswirkungen der Machtergreifung in den USA zeigen sich nun weltweit. Alles, was auch nur im entferntesten mit Gleichberechtigung zu tun hat, wird mit einem Bann versehen. Frauenrechte, Abtreibung, trans*Personen, queere Menschen. Firmen und Organisationen haben ihre Diversitätsprogramme einzustellen oder ihnen drohen drakonische Strafen: Entzug von Aufträgen, öffentliche Anprangerungen, destruktive Imagekampagnen und vieles mehr. Die Rechtslage ist dabei egal. Es soll durchgesetzt werden und das weltweit. Da die USA immer noch die bedeutendste Volkswirtschaft sind, fügen sich viele Firmen. Wie nachhaltig dieses Fügen ist, wissen wir noch nicht. Doch die Auswirkungen spüren wir bereits direkt. Auch in Europa. Auch in Deutschland.
Vor allem die CSDs in den großen deutschen Wirtschaftsstandorten wie München, Berlin, Stuttgart, Hamburg oder dem Ruhrgebiet, berichten vom Rückzug vieler Unterstützer:innen. Allen voran amerikanische Unternehmen. Doch mehr und mehr auch Unternehmen aus Deutschland, die in den USA Geschäfte machen. Über die amerikanische Botschaft wird Druck ausgeübt.
Es ist das gleiche Programm und Ziel, dass auch die AfD verfolgt, das Viktor Orban verfolgt und die oben aufgezählten: alles, was nicht in das straff patriarchalische Machtbild passt, muss weg.
Damit brechen den CSDs wichtige Einnahmen weg. Aus den Beiträgen, die diese Firmen bisher gezahlt haben, damit ihre queeren Mitarbeiter:innenetzwerke mit eigenen Wagen beim CSD präsent waren. Aus indirektem und direktem Sponsoring. Gelder, die eingesetzt wurden, um Bühnen und queere Künstler:innen zu finanzieren. Um Angebote rund um den CSD zu bezahlen, um bei wegbrechendem Ehrenamt mehr und mehr Leistungen an Dienstleister zu vergeben.
Ist ein CSD auch ohne all das möglich? Ja klar. Doch die öffentliche Wirkung und damit auch das politische Gewicht werden erstmal abnehmen. Strukturen müssen sich anpassen, doch auch die Erwartungen der Öffentlichkeit und der Community.
Einerseits ist das sogar gut. Denn es transportiert sehr deutlich die Botschaft: es ist ernst! Wir sind immer noch und wieder stärker in Lebensgefahr.
Andererseits zeigt es auch erschreckend und deutlich, dass viel sogenannte Unterstützung eben vor allem aus Imagegründen passierte. Es war gerade in, für Menschenrechte zu sein. Der Wind dreht sich? Alles klar, dann drehen wir uns mit.
Hier fordern wir von den deutschen und europäischen Unternehmen sehr deutlich: Zeigt Haltung!
Haltet euch an eure eigenen Leitbilder und Prinzipien. Doch haltet euch eben auch an deutsches und europäisches Recht.
An dieser Stelle fordern wir auch Bundesregierung und EU auf, die hier geltenden Gesetze auch gegenüber amerikanischen Unternehmen durchzusetzen. Wer in Europa Geschäfte machen will, muss sich an europäisches Recht halten. Die Grundrechtscharta ist unverhandelbar. Das Grundgesetz ist es ebenfalls.
Beide verbieten nicht nur die Diskriminierung. Nein, beide fordern sehr klare Verhaltensweisen, die zur Gleichberechtigung aller Menschen führen. Sie fordern förmlich Programme, die Gleichberechtigung aktiv zu fördern und damit Programme, wie sie nun auf Druck der USA eingestellt werden.
Wir fordern unter anderem die Telekom, SAP und Aldi Süd auf, sich daran zu halten.
Doch nicht nur Haltung ist gefragt. Sich mit Diversity zu beschäftigen, sollte im ökonomischen Interesse eines jeden Unternehmens sein.
Wenn ich als global agierendes Unternehmen auf Teamarbeit setze, dann ist Diversity und die Kompetenz, damit umzugehen, ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Denn das die Menschheit vielfältig ist, kann wohl nur ignorieren, wer aus dem Dunstkreis seines kleinen Dorfes abseits aller Straßen nie hinausgekommen ist. Nicht mal via Fernsehen und Internet.
Wenn ich erfolgreich sein will, dann sollten Menschen gut zusammenarbeiten können. Das können sie, wenn sie sich ihrer Vorurteile bewusst werden. Wenn sie es schaffen, offen und auf Augenhöhe miteinander zusammen zu arbeiten. Das erfordert, diese Vielfalt des Menschen anzuerkennen und sie alle als gleichberechtigt zu akzeptieren.
Diversity hat mit Wohlfahrt nichts zu tun.
Diversity, die Akzeptanz menschlicher Vielfalt und Gleichberechtigung ist eine Schlüsselkompetenz für erfolgreiche Unternehmen und Gesellschaften.