Verbote gibt es oft aus gutem Grund. Sie schützen Menschenleben, regeln das Zusammenleben und sorgen sinnvoll eingesetzt für ein gutes Miteinander. Doch also die UEFA diese Woche entschied, dass die Allianz-Arena nicht als Regenbogen erstrahlen darf, da sorgte dieses Verbot für etwas ganz anderes: Überall im Land und in Europa mobilisierte es Widerstand, Engagement und brachte dem dahinter liegenden Thema unfassbare Aufmerksamkeit.
Denn der Regenbogen sollte als Symbol für absolute Normalität erstrahlen. Als Symbol dafür, dass alle Menschen die gleichen Menschenrechte genießen müssen. Das alle Menschen gleich sind. Unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechtes oder eben ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität.
Das die Regierung von Viktor Orban dies in Ungarn bestreitet und zensiert, war und ist bis jetzt der Stein des Anstoßes. Mit dem Argument, Kinder schützen zu wollen, wird eine perfide Argumentation bedient. Homo- und Transsexualität würde Kinder bedrohen. Sie seien also etwas gefährliches, wovor man Kinder schützen müsse. Damit werden LGBTIQ* kriminalisiert, in unglaublicher Weise diffamiert und in die Unsichtbarkeit und ins Verstecken gedrängt.
Als CSD Deutschland e.V. begrüßen wir die Welle der Solidarität, die das ganze Land erfasste. Wir nehmen mit Freude zur Kenntnis, dass auch verschiedene Abgeordnete der CDU / CSU – Bundestagsfraktion, sowie die Spitzen fast aller verfassungsorientierten Parteien unser Anliegen unterstützt haben.
Daher verwundert es uns, wenn im gleichen Zuge am 24.06.2021 im Bundestag die Diskriminierung von schwulen Männern im Hinblick auf die Blutspende verlängert wird. Es verwundert uns, wenn in dieser Legislatur, sowohl die Reform des Transsexuellengesetzes hin zu einem Gesetz echter Selbstbestimmung und die Ergänzung des Artikel 3 Grundgesetz um eben diese Merkmale der sexuellen und geschlechtlichen Identität abgelehnt oder vertagt werden.
Was in Ungarn passiert, kann in Deutschland genauso jederzeit passieren. Der Beifall aus dem Lager der AfD und auch konservativen Kreisen zeigt, dass dies kein bloßes Schreckgespenst ist.
An einem Abend die Regenbogenfahne schwenken, das Logo einfärben und bei Twitter aufmunternde Noten der Solidarität posten ist das eine. Doch nun müssen Taten folgen. Wenn dieses Land offenbar die Gleichstellung von LGBTIQ* will, dann sollten seine Volksvertreter:innen dem folgen und endlich die Missstände beseitigen und die Gleichberechtigung in der Verfassung absichern.
In diesem Jahr werden unsere Mitglieder in vielen Städten wieder Demonstrationen organisieren. Die CSDs kehren auf die Straße zurück. Wie wichtig das ist, haben wir in den letzten Tagen und Wochen gesehen. Das wir nicht alleine sind mit unserer Forderung, das haben wir am Mittwochabend erlebt. Für dieses breite Signal der Solidarität sagen wir Danke. Denn Symbole nähren die Hoffnung. Doch aus Symbolen müssen nun Taten werden.
Der Ball wurde ins Rollen gebracht. Doch nun müssen Vereine, Verbände und Unternehmen auch zu getroffenen Aussagen stehen und Wort halten. Wir nehmen den DFB in die Pflicht, gemeinsam den Aktionsplan gegen Homophobie im Sport auszubauen und möchten auch zukünftig bei Sportveranstaltungen auf die Situation von LGBTIQ* aufmerksam machen.
Doch auch die Vereinen in Bundes- und Amateurliga sind gefragt. Nur wenn klar ist, dass die sexuelle Orientierung eines Spielers oder einer Spielerin nicht spielentscheidend ist, kann Diversität im Sport stattfinden.
Pressestimmen zur Aktion #dontkicklgbtiqrights:
Was in Ungarn passiert, kann in Deutschland genauso passieren