Schöne Worte – Harte Währung

Wer auf der Homepage des DFB nach Diversity sucht, wird schnell fündig. Auf dem virtuellen Papier hat der Verband viele schöne Worte und Absichten formuliert. Es gibt eine Arbeitsgruppe zu Fussball und Homosexualität. 2013 wurde eine Broschüre dazu veröffentlich und auch die Berliner Erklärung „Fussball für Vielfalt“ wurde unterzeichnet. Natürlich ist der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzelsperger Botschafter für das Thema. Es gibt sogar eine DFB-Kompetenz- und Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. 

Als Selbstverpflichtung gibt der DFB folgendes Statement ab:

„Der erstarkende Rechtspopulismus und eine damit einhergehende zunehmende gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Bevölkerung können zu einer Normalisierung von Diskriminierung und Ausgrenzung von Frauen und Minderheiten beitragen. Dem gilt es sich entgegenzustellen.

Das alles klingt sehr gut. Wir wollen auch nicht verhehlen, dass sich beim DFB offenbar einiges getan hat. Doch die Mühlen malen langsam. In den Stadien bleiben LGBTIQ*-feindliche Sprüche an der Tagesordnung. Rassismus wird immer öfter nicht unwidersprochen von Spielern hingenommen und dadurch sichtbar, wie oft er vorkommt. Die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, im Stadion hat sie offenbar weiterhin einen festen Platz.

Als aktueller Fall, bei dem der DFB sich dem entgegenstellen könnte, bietet sich die Entwicklung in Ungarn an. Nicht nur, dass Homosexualität diffamierend mit Pädophilie nahezu gleichgesetzt wird. LGBTIQ+ werden durch ein neues Gesetz zur Unsichtbarkeit gezwungen. 

Es ist EM und am 23.06. trifft die Nationalmannschaft auf die Mannschaft von Ungarn. Je nach Turnierverlauf, kann es am 27.06. zu einem weiteren Spiel in Budapest kommen.

 
 
 
 
 
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Sicherlich, es ist Pride Month und seit einiger Zeit bedeutet das, dass der Spielführer der Nationalelf eine Regenbogenarmbinde trägt. Doch wer sich wirklich gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenstellen möchte, hat hier eine Vielzahl von Möglichkeiten: das Stadion in Regenbogenfarben erstrahlen lassen, mit Fangruppen für entsprechende Choreographien und Ausstattung auf den Rängen sorgen. Sich in der Öffentlichkeit positionieren und Stellung beziehen bis hin zu dieser T-Shirt-Aktion mit den „Human Rights“. Geschehen bei einem Länderspiel. 

Wir waren und sind mit dem DFB in Kontakt. Auch andere Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen haben das Thema aufgegriffen. Doch wir sind bisher am DFB gescheitert. Da wird auf die UEFA verwiesen, da heisst es, man wolle keine Einzelaktionen oder auch, dass dort leider die Hände gebunden sind und das Turnier unpolitisch sei. Außerdem wollen man sich nicht gegen einzelne Länder positionieren. 

Lieber DFB, glaubt ihr das selbst?

Die Aktion „Human Rights“ war eine Einzelaktion. Dazu noch eine, die nicht wehtut, wenn man dann trotzdem an der WM in Katar teilnimmt. Die Spieler von Belgien gehen zu Beginn eines Spiels auf die Knie und solidarisieren sich mit der Black Lives Matters Bewegung. Es gab übrigens keine Sanktionen der UEFA. 

Der Startrat von München hat umgehend die Beflaggung des Rathauses angeordnet, um ein Zeichen zu setzen. Oberbürgermeister Dieter Reiter wirbt ebenfalls für eine Regenbogenbeleuchtung der Arena. Natürlich sind Symbolaktionen nicht genug. Doch auf sie zu verzichten, ist definitiv falsch. Haltung hat man oder nicht. Wenn man sie hat, dann zeigt man sie auf jeden Fall, wenn es darauf ankommt. 

Sport ist und war schon immer politisch. Gerade Welt- oder Europa- oder Olympische Spiele. Sie selbst, lieber DFB, schreiben auf ihrer Homepage von einer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung aufgrund ihrer einzigartigen Reichweite. Sie hätten jetzt eine tolle Chance, sie zu nutzen. Sie könnten ihre schönen Worte mit Leben füllen. Haltung zeigt man durch Taten. 

Falls ihr nicht wisst, wie das geht: Christiano Ronaldo hat es mit einer einfachen Handbewegung bei einer EM Pressekonferenz vorgemacht. Er stellte weg, was ihn störte. 

Informationen zur Aktion #dontkickLGBTIQrightst findet ihr in unserer aktuellen Presseinformation zum Download sowie im Newsbereich unserer Homepage.

(Bild: ©Allianz Arena)

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